Sizilien im Frühling ist ein Traum! Während bei uns das Wetter noch bis in den Mai Kapriolen schlägt, kann man sich auf der Sonneninsel schon im Februar Urlaub vom Winter nehmen. Natürlich wird das kein Badeurlaub, aber das braucht es auch nicht. Sizilien hat viel zu bieten: imposante Monumente einer wechselvollen Geschichte, antike Tempel, Kirchen und Museen, wundervolle Landschaften, idyllische Dörfer, mittelalterlich anmutende Städtchen, eine quirlige, lebenslustige Hauptstadt mit viel Kultur und nicht zuletzt Europas größten aktiven Vulkan, den Ätna. Und was mir aufgefallen ist: Jede Menge Pflanzkübel!
Pflanzkübel schmücken und kühlen
Auf Straßen und Plätzen, vor Cafés und Geschäften, ja vor jedem Hauseingang: unzählige Pflanzkübel stehen herum, die mit ihrer Bepflanzung die „steinernen Schluchten“ in wohnlich-freundliche Orten verwandeln. Wie etwa hier in einer kleinen Gasse in Palermo:
Für Straßenbäume ist in den historischen Stadtvierteln oft gar kein Platz, also behelfen sich die Sizilianer mit vielerlei Pflanzkübeln. Deren Bepflanzung dient nicht allein der Verschönerung: im Sommer trägt das lebendige Grün dazu bei, dass die Hitze in den Straßen aushaltbar bleibt.
Oft gehören die Pflanztröge den Anwohnern und Geschäftsleuten, die sie mal mehr, mal weniger intensiv pflegen. Was den Standort angeht, so ist es manchem Geschäftsinhaber völlig egal, dass der sowieso schon minimale Gehsteig vielleicht von einem Fußgänger genutzt werden könnte: Ein Pflanzkübel ist einfach wichtiger!
Pflanzschalen sind ebenfalls beliebt, wenn auch nicht ganz so häufig. Hier schmücken sie die Treppe zum Dom von Cefalu, ein beliebter Badeort in der Nähe von Palermo:
Auch vor den vielen kleineren Kirchen säumen oft Pflanzkübel die Treppen und schaffen eine einladende Atmosphäre. Was wäre z.B. dieser Aufgang ohne das auflockernde Grün:
Gelegentlich sieht man auch Wandkübel, die so manche Fassade schmücken. Sie erfordern mehr Pflege und häufigeres Gießen, vermutlich ein Grund, warum sie bei uns kaum üblich sind. Hier setzen sie hübsche Akzente vor einem Kunstatelier:
Pflanzkübel schützen und strukturieren
Auch die jeweiligen Gemeinden und Stadtverwaltungen klotzen nur so mit Pflanzkübeln im öffentlichen Straßenland. Diese Kübel stehen dann gerne noch in einer Ummantelung aus Metal, offenbar ein Schutz gegen Beschädigungen:
Natürlich schützt so eine Pflanzkübelreihe auch vor unerwünschtem Parken – eine wichtige Funktion der Kübel, die in vielen Varianten zu sehen ist. Mal begleiten die Kübel allzu schlanke Poller, mal verteidigen sie den Zugang zu Wohngebäuden, mal verhindern sie das Parken durch freches Besetzen eines Stücks Straße.
Auch wenn mal gebaut wird und eine Straße gesperrt werden muss, geht das ganz einfach und spontan mit ein paar Pflanzkübeln. Ich vermute mal, hier wurde nicht erst großartig eine Genehmigung eingeholt:
Pflanzkübel-Varianten: Das Material ist nicht so wichtig
Sizilien ist ein eher armes Land, also wundert es nicht, dass Materialien und Design im Allgemeinen keine große Rolle spielen. Anders als hierzulande, wo Pflanzkübel aus Fiberglas den Markt dominieren und hochwertige Kübel aus Edelstahl, Cortenstahl, Zink und edlen Hölzern Abnehmer finden, sieht man in Sizilien hauptsächlich preiswerte Kunststoffkübel. Und zwar solche, die das alte Terrakotta-Design nachahmen:
Die stehen dann da, bis sie auseinander fallen! Brechen Teile ab, wie im linken Foto, stört das niemanden. Und manchmal reicht das Geld offenbar nicht mal für die Kunststoffkübel, was aber nicht etwa zum Verzicht auf die Begrünung mit Pflanzkübeln führt. Wie etwa dieses Arrangement aus Baukübeln zeigt, das nicht nur den Katzen gefällt:
Vereinzelt finden sich auch Pflanzkübel aus anderen Materialien, z. B. aus Beton, bzw. in einer Art Stein-Design – allerdings schon ziemlich verwittert. Der durch die winterliche Feuchtigkeit angeregte grünliche Moosbewuchs auf den geriffelten Wänden sieht gar nicht mal schlecht aus:
Betonkübel auf öffentlichen Plätzen können recht kreative Formen aufweisen, wie diese separierten Segmente eines Kreises zeigen:
Metallene Ständer machen aus einem schnöden Kunststoff-Kübel auch etwas Besonderes – hier als schmückender Solitär am Rand eines Straéncafés:
Hier und da sieht man auch noch die antike Form der mit kelchartigen Pflanzkübeln geschmückten Säulenbaslustrade im griechisch-römischen Stil:
Ausgehend von dieser Kombination aus Pflanzkübel und Balustrade haben sich die Sizilianer zu einer modernen Variante inspirieren lassen. Der Kübel ist aus typisch sizilianischer Keramik gefertigt und ziemlich bunt:
Manchmal werden Pflanzkübel auch bemalt, zum Beispiel mit Kakteen, wie sie in der Umgebung massenhaft wild wachsen:
So lassen sich auch mit geringen Mitteln kleine Kunstwerke erschaffen, die am Eingang eines Café für einen sehr individuellen Eindruck sorgen. Sieht doch niemand mehr, dass es auch nur ein schnöder Kunststoffkübel ist!
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